Was ist das Obesitas-Hypoventilationssyndrom (OHS)?

Beim Obesitas-Hypoventilationssyndrom, kurz OHS, führt eine Kompression der Lunge durch intrathorakales bzw. intraabdominelles Fettgewebe zur Hypoventilation mit entsprechenden Symptomen und Folgeerscheinungen.

Hyperkapnie und Hypoxämie mit Abgeschlagenheit, Tagesmüdigkeit und depressiver Verstimmung – dies können Befunde des Obesitas-Hypoventilationssyndroms sein. In einem Großteil der Fälle (ca. 90 %) liegt eine obstruktive Schlafapnoe vor.

Bei anhaltender Hypoxämie kann es zu einer Verengung der Lungengefäße (Vasokonstriktion) und damit zur Erhöhung des pulmonalen Widerstands (pulmonale Hypertonie) mit Rechtsherzbelastung (Cor pulmonale) kommen.

Die auch verwendete Bezeichnung „Pickwick-Syndrom“ leitet sich von der Romanfigur des ständig schlafenden Kutschers Little Fat Joe in Charles Dickens Roman „Die Pickwickier“ ab [1].

Wie ist die Pathogenese des OHS?

Bei stark übergewichtigen Personen (BMI > 30 kg/m2, Adipositas) kann vermehrtes Fettgewebe im Thorax oder Abdomen zu einem Zwerchfellhochstand und damit zu einer Kompression der Lunge mit mangelnder Entfaltungsfähigkeit führen. Dies wiederum führt zu einem verminderten Gasaustausch (Hypoventilation).

Wie wird das Obesitas-Hypoventilationssyndrom diagnostiziert?

Die Diagnostik bei OHS stützt sich auf Sichtbefund, Anamnese und Blutgasanalyse. Ggf. kann ein Blutbild weiteren Aufschluss geben.

Als Diagnosekriterien für ein Obesitas-Hypoventilationssyndrom gelten lt. Leitlinie [2]:

  • Hyperkapnie (PaCO2 tagsüber > 45 mm Hg)
  • Body-Mass-Index (BMI) > 30 kg/m2
  • nicht in erster Linie durch eine andere Erkrankung definierte Hypoventilation

90 % der Patienten leiden zusätzlich an einer obstruktiven Schlafapnoe. In manche Definitionen von OHS ist das Vorliegen einer schlafbezogenen Atmungsstörung miteinbezogen.

Als weiterer Befund kann eine kompensatorische Polyglobulie vorliegen. Die Hypoxämie führt via vermehrter Erythropoetinausschüttung zur gesteigerten Bildung von Erythrozyten.

Differenzialdiagnostisch muss eine pulmonale oder kardiale Ursache für die Hypoventilation ausgeschlossen werden. Hierbei können weitere Untersuchungen zielführend sein, wie z. B.:

  • Elektrokardiographie
  • Langzeitblutdruckmessung
  • Röntgenuntersuchung des Thorax
  • Bestimmung der Blutfettwerte
  • Lungenfunktionsmessung

Wie sieht die Therapie beim Obesitas-Hypoventilationssyndrom aus?

An erster Stelle der Behandlung steht eine nachhaltige Gewichtsreduktion. Unterstützend kann eine Therapie mit nicht-invasiver Beatmung (NIV) die Atemmuskulatur entlasten und damit die Belüftung der Lunge und den Gasaustausch verbessern.

Quellen

  1. DocCheck Flexikon „Pickwick-Syndrom“ https://flexikon.doccheck.com/de/Pickwick-Syndrom [zuletzt besucht am 07.10.2019].
  2. S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörung“ https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/063-001l_S3_SBAS_2017-08_2.pdf [zuletzt besucht am 07.10.2019].